Das Forschungsprojekt Agro-Wertholz gliedert sich in zwei Teilprojekte mit jeweils zwei Arbeitspaketen:
Teilprojekt A: Wertholzträger und Kulturen als Teile eines komplexen Systems
AP A1: Wertholzproduktion auf Streuobstwiesen und Ackerflächen (WWD)
In diesem AP soll das Optimierungspotenzial von Streuobstflächen als traditionelle und multifunktionale agroforstliche Nutzungsform in den Fokus gerückt werden. In diesem Zusammenhang werden Wachstumsparameter am stehenden Baum sowie an Bohrkernen oder Stammscheiben dokumentiert, um Wachstumsanalysen durchführen zu können. Weiterhin werden Kronenablotungen und Lichtmessungen mittels hemisphärischer Fotografien vorgenommen.
Die gewonnenen Daten fließen in wachstumskundliche Modelle ein, die eine Wachstumsprognose in Abhängigkeit des Standorts und des Standraums ermöglichen. Zuletzt soll eine praxisgerechte Anleitung zur Erziehung von Wertholz mit Obstbäumen und Streuobstwiesen unter Einbeziehung der Fruchtproduktion erarbeitet werden, worin auch Ergebnisse aus Experteninterviews mit einfließen sollen.
AP A2: Vegetationsuntersuchungen in Agroforstsystemen (LP)
Aus Mangel an existierenden Agroforstsystemen (AFS) wurden diesbezügliche floristische Felduntersuchungen bislang hauptsächich an Alleen oder Obstwiesen durchgeführt. In diesem AP sollen nun erstmals Vegetationsuntersuchungen direkt auf AFS durchgeführt werden, wobei der Schwerpunkt auf der Untersuchung der Baumstreifen in silvoarablen AFS liegt. Hierfür wird die Entwicklung verschiedener Einsaaten bei unterschiedlichen Behandlungsvarianten auf den Baumstreifen verfolgt und hinsichtlich ihrer naturschutzfachlichen Wertigkeit beurteilt. Daneben werden Zählungen von auflaufenden Keinlingen in Bodenproben vorgenommen und systematische Vegetationsaufnahmen in bestehenden AFS durchgeführt, die u.a. als Grundlage dazu dienen, zukünftige Veränderungen in den Pflanzengesellschaften unter dem Einfluss der Wertholzträger (insb. Schattenwurf) zu prognostizieren. Aus den gewonnenen Ergebnissen sollen unter Einbezug naturschutzfachlicher und ökonomischer Aspekte praxisnahe Handlungsempfehlungen abgeleitet werden.
Teilprojekt B: Einfluss von Wertholzträgern auf die landwirtschaftliche Produktion und Umwelt sowie deren ökonomischen Auswirkungen
AP B1: Einfluss von Wertholzträgern auf die landwirtschaftliche Produktion und Umwelt (LTZ)
Dieses Arbeitspaket dient der Erfassung von direkten Auswirkungen der Wertholzbäume auf ihre Umgebung. Hierbei werden vorrangig drei Themenbereiche bearbeitet: Beschattung, Erosion sowie Auswirkungen der Laubstreu.
Um die Effekte der Beschattung auf Ackerkulturen zu analysieren, werden kontrollierte Beschattungsversuche mit standardisierten Netzen durchgeführt, die unterschiedliche Schattierwerte besitzen. Nebst den quantitativen Wachstumsparametern der Feldfrüchte wie Trockenmasse werden besonders auch qualitätsbestimmende Parameter wie z.B. der Mineralstoffgehalt oder der Eiweißgehalt ermittelt. Die Auswirkung von Wertholzbäumen auf die Erosion (Sedimentabtrag, Oberflächenabfluss) wird auf einem AFS in Hanglage mittels geeineter Materialfangkästen beurteilt. Zur Erfassung der Auswirkungen der Laubstreu auf beispielsweise den Nährstoffgehalt des Bodens werden Netze zum Auffangen des Falllaubes installiert und verschiedene biochemische Untersuchungen des Laubes und des Bodens durchgeführt.
AP B2: Umsetzung, Förderung und ökonomische Potenziale (LTZ)
Für die Akzeptanz und praktische Umsetzung in der Landwirtschaft sind sozioökonomische Aspekte von AFS ein entscheidendes Kriterium. Daher ist die Wirtschaftlichkeit von AFS im Vergleich zum Acker- und Streuobstbau zu prüfen, insbesondere wenn zusätzliche Nutzungsmöglichkeiten der Wertholzbäume wie etwa die Fruchtnutzung in die ökonomische Bewertung einbezogen werden. Hierfür soll ein bereits existierendes ökonomisches Modell im Hinblick auf die Kostenkalkulation der Wertholzerziehung in AFS überarbeitet werden. Weiterhin wird erhoben, inwiefern einzelne Bundesländer die Möglichkeit der Förderung von AFS bzw. ihre Anerkennung als Ökologische Vorrangflächen im Rahmen der Gemeinsamen EU-Agrarpolitik ab 2015 aufgegriffen haben. Durch gezielte Nachfrage bei den einzelnen Länderministerien soll darauf aufbauen eruiert werden, welche Gründe für oder gegen die Anerkennung als Ökologische Vorrangflächen bzw. eine Förderung der Etablierung von AFS in den einzelnen Bundesländern gesprochen haben.